Der Cocastrauch stammt aus den tropischen Gebieten Südamerikas und wird dort bis heute kultiviert. In den letzten Jahrhunderten konnte er sich weltweit verbreiten und wird heute von Indonesien bis Südamerika in tropischen Gebieten angebaut. Er gehört der Gattung Erythroxylum, die etwa 300 Arten umfasst, an. Doch nur die Arten Erythroxylum coca und Erythroxylum novogranatense enthalten nennenswerte Mengen an Kokain. Die verbreitetere dieser beiden Arten ist Erythroxylum coca, von der es 2 Varietäten gibt:
Erythroxylum coca var. ipadu: Im Regenwald des Amazonasbeckens ansässig
Erythroxylum coca var. coca: beheimatet in den feuchten Bergregionen von Ecuador bis Bolivien; bevorzugt auf Höhenlagen zwischen 500 und 1500m.
Der Cocastrauch wächst bevorzugt auf humusreichen lockeren Lehmböden und benötigt hohe Luftfeuchtigkeit und reichlich Niederschlag. Auf großen Plantagen, den sogenannten "Concales", wird die strauchartige zweiblättrige Tropenpflanze mit ihren elliptischen Blättern heute hauptsächlich zur Kokainproduktion für den Weltmarkt angebaut. Während der Regenzeit können alle zwei Monate seine Blätter abgepflückt werden. Dabei werden meist fast alle Blätter entfernt, was dem Stauch nicht schadet, doch verhindert, dass er zu einem hohen baumartigen Gewächs wird, dessen Blätter kaum noch Kokain enthalten.
Das für die stimulierende Wirkung verantwortliche Alkaloid der Cocapflanze ist Kokain. Nennenswerte Mengen an Kokain finden sich nur in den Blättern, die 0,5 bis 2,5 % an verschiedenen Alkaloiden enthalten, von denen bis zu 75% Kokain sein können. Weiters enthalten sie ein ätherisches Öl, dei Vitamine A, B und C, Fett, Eiweiß und Mineralstoffe. 100g Cocablätter liefern die empfohlene Tagesdosis aller wichtigen Vitamine und Mineralstoffe. Somit sehen die südamerikanischen Indianer die Cocablätter auch zurecht als wichtiges Nahrungsmittel.
Cocablätter |
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Zubereitung und Einnahme
In den tropischen Gebieten Südamerikas werden von einem Großteil der Eingeborenenstämme bis heute Cocablätter zur Berauschung und Leistungssteigerung gekaut. Damit sie ihre gewünschte Wirkung entfalten müssen sie zuerst getrocknet werden. Dabei sollten sie ihre grüne Farbe behalten und elastisch bleiben. Frisch gepflückte Blätter müssen vor der Einnahme geröstet oder als Tee gekocht werden. Es ist auch möglich sie zu rauchen. Damit die Blätter beim Kauen ihre Wirkung entfalten, müssen sie zusammen mit einer alkalischen Substanz, die das Kokain aus den Blättern löst, gekaut werden. Hier gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten. Im Andengebiet werden die Cocablätter zusammen mit Pflanzenasche gekaut. Zur Herstellung der Asche werden die Pflanzenteile in einem Gefäß so lange über einer Feuerstelle gehalten, bis sie von selbst zu Asche zerfallen. Diese Asche wird dann befeuchtet und zusammen mit einer Trägersubstanz wie Stärke geformt und getrocknet. Abreibungen von diesem Aschekuchen können dann zusammen mit Cocablättern gekaut werden. In Bolivien und Nordwestargentinien wird heute Natriumcarbonat, das dort in kleinen Säckchen überall erhältlich ist, statt Pflanzenasche verwendet. Zur Geschmacksverbesserung werden auch gerne aromatische Pflanzenteile mitgekaut. Im brasilianischen Amazonasgebiet Erfolgt der Cocakonsum auf eine etwas andere Art. Die frisch gepflückten Blätter werden langsam geröstet und anschließend zerstampft. Dieses Pulver wird dann mit der oben beschriebenen Pflanzenasche zu gleichen Teilen gemischt. Dieses Gemisch wird nun mit dem Löffel in den Mund genommen und eingespeichelt. Es wird zwischen Backen und Zähne geschoben und löst sich dort langsam auf und wird nach und nach hinuntergeschluckt. Zur Aufbewahrung des Coca gibt es traditionelle Gefäße. Im Amazonasgebiet wird das Coca-Asche-Pulver meist in Cocaflaschen oder Cocabeuteln gegeben. Die Indianer in den andinen Regionen bewahren Ihre Cocablätter in gewebten Taschen auf. Diese Gefäße sind meist mit abstrakten Mustern, Tier- oder Götterbildern verziert. Die Makuindianer (Amazonasgebiet) bereiten aus den gerösteten Cocablättern täglich ein Brot. In manchen Gebieten Kolumbiens ist es üblich, das Asche-Coca-Gemisch zu schnupfen.
Dosierung, Wirkung und Gefahren
Die südamerikanischen Indianer benötigen pro Tag etwa 50 Blätter zum Kauen. Für einen wirksamen Tee sind nur etwa 5 Blätter erforderlich. Beim Rauchen entfalten schon 0,1 g geröstete Cocablätter eine stimulierende Wirkung. Das Kauen von Cocablätter kann nur bedingt mit dem Konsum von reinem Kokain verglichen werden. Zwar enthalten die Cocablätter bis zu 2% Kokain, doch beim Kauen wird ein Großteil dieses Kokains durch den Speichel im Mund bzw. nach dem Schlucken vom Magensaft zu dem weniger potenten Stoff Ecgonin umgewandelt. Der Metabolit Ecgonin wirkt zwar auch anregend und leistungssteigernd, aber milder und ist weniger suchterzeugend. Kurz nachdem man mit dem Kauen beginnt spürt man wie die Mundschleimhaut taub wird. Etwas später stellt sich die stimulierende Wirkung ein. Kokain und sein Metabolit Ecgonin bleiben etwa 7 Stunden im Blutkreislauf, doch die wirksame Menge ist bereist nach 1 bis 2 Stunden abgebaut. Für die südamerikanischen Indianer ist das Cocakauen lebenswichtig. Die Cocablätter dienen als Nahrungsmittel und als Droge. Ihr Kauen verursacht nicht nur eine Stimmungsaufhellung und subjektive Leistungssteigerung, sondern macht den Körper tatsächlich leistungsfähiger. So verbessert es die Sauerstoffaufnahme, was für den Bewohner hoher Andenregionen mit dünner Luft die Arbeit erleichtert. Weiters wirkt es regulierend auf den Blutzuckerspiegel. Ist dieser zu hoch wird er gesenkt, ist er zu niedrig, wird er erhöht. Außerdem betäubt es die Magennerven und unterdrückt so das Hungergefühl. Bei regelmäßigen Cocakauen wird die Mundschleimhaut sehr stark durch das aggressive Kokain angegriffen. Bei chronischem Konsum treten häufig Geschwülste und Entzündungen im Mund auf. Den cocakauenden Stämmen sind diese Probleme sehr gut bekannt und es gibt daher auch eine Reihe an Arzneien dagegen wie Tees oder Pulver, direkt auf die Mundschleimhaut gestreut werden. |